REELS DU RHIN : Ein trinationales Programm, das Filmstudenten bei der Erstellung von Webserien begleitet
Sechs Monate lang, von Januar bis Juni 2022, haben Studierende mit Unterstützung von Coaches in trinationalen Teams (Frankreich/Deutschland/Schweiz) an der Konzeption von Serien gearbeitet, die zur Ausstrahlung auf einem sozialen Netzwerk gewidmet sind. Dieses Schreiblabor wurde von der Hochschule Offenburg im Rahmen des Interreg-Projekts CinEuro Oberrhein organisiert.
Webserien, die für soziale Netzwerke bestimmt sind
Fragt man die Generation, die heute Film studiert, sehen sie sich immer noch Serien mit einer klassischen Länge von 52 Minuten an. Doch Serien werden nicht mehr nur im Fernsehen ausgestrahlt. Streaming-Plattformen, Video-Hosting-Websites, soziale Netzwerke und digitale Werkzeuge bieten allesamt neue Bildschirme, auf denen sich Serien in Format, Länge und Thematik neu erfinden können.
Viele Serien werden heute direkt auf Youtube, Spotitfy, Snapchat, Instagram, TikTok oder Twitch ausgestrahlt. Während sie noch auf den klassischen Kanälen ausgestrahlt werden, setzen sie manchmal auf die Karte des Transmedia, an der Grenze zwischen Fiktion und Realität, indem sie beispielsweise Konten für die Seriencharaktere in sozialen Netzwerken einrichten, die es dem Zuschauer ermöglichen, die Entwicklung der Handlung auf verschiedenen Kommunikationskanälen zu verfolgen und mit der Erzählung zu interagieren.
Ein Schreiblabor für Studierende
In diesem Zusammenhang wurde ein trinationales Schreiblabor für rund 15 Studierende aus der Hochschule Offenburg in Deutschland, der Université de Strasbourg und dem Institut Européen du Cinéma et Audiovisuel (IECA) in Frankreich sowie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in der Schweiz eingerichtet.
Fünf Teams wurden gebildet, die sechs Monate lang am Schreiben einer Serie und an der Produktion einer ersten Episode arbeiteten und im „Pitch“, der Präsentation dieser Projekte vor einer Fachjury (Fernsehsender), ausgebildet wurden.
Dabei wurden sie von zahlreichen Fachleuten und zwei Coaches unterstützt: Sabine Burg, Professorin für Drehbuchschreiben und Regie an der Hochschule für Medien in Offenburg, und Max Disbeaux, Autor-Regisseur und Lehrbeauftragter an der Universität Straßburg.
So konnten den Studierenden bei den Starttagen der Reels du Rhin am 13. und 14. Januar 2021 online wertvolle Ratschläge in einem noch angespannten grenzüberschreitenden Gesundheitskontext vermittelt werden.
Sara Günter erklärte anhand der Serien „Druck“ und „Follow me“, wie die von den deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern betriebene Plattform Funk für 15- bis 30-Jährige funktioniert. Tisch Lüscher, stellte die Serie „Becoming Momo“ vor, die vom Schweizer Fernsehsender SRF auf Instagram ausgestrahlt wird. Ambroise Bouchez-Gathelier berichtete über seine Arbeit als Autor für die Serie „Road tripes“, die auf dem Instagram-Account des RTBF ausgestrahlt wird.
Ein gemeinsames Thema: der Oberrhein
Das Konzept der Serie (Fiktion, Dokumentation) ist den Teams freigestellt, das Drehbuch muss sich jedoch zwangsläufig mit dem Oberrhein befassen: seinen Bewohnern, seinen Grenzen, seinen Geschichten.
Um den Studierenden zu helfen, sich besser mit dem Thema auseinanderzusetzen, stellte Zaid Ghasb die reichen Archivbestände an Familien-, institutionellen, Unternehmens- oder kommerziellen Filmen aus der Oberrheinregion vor, die in der Oberrheinischen Kinemathek verfügbar sind, einer Plattform, die ihrerseits im Rahmen des 2021 abgeschlossenen Interreg-Projekts „Rhinédits“ realisiert wurde.
Felix Neumann, ein Mitglied der deutsch-französischen Hiphop-Gruppe Zweierpasch, erzählte seinerseits, wie sich seine Identität und seine Erfahrungen als Grenzgänger in seiner Musik widerspiegeln. Die zweisprachigen Texte beschwören die Grenzen vor dem Hintergrund der Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl oder des Atomkraftwerks Fessenheim, gegen das sich viele Stimmen auf beiden Seiten des Rheins aussprechen.
Bis zum Pitch
Die Gruppen trafen sich zum ersten Mal physisch beim Shorts-Festival in Offenburg vom 26. bis 29. April. Dort konnten sie ihre Projekte voranbringen und wurden in der Methode des Pitches geschult.
Die letzte Etappe bestand in der Präsentation ihrer Projekte im Rahmen des Forum Alentours – Rheinisches Koproduktionstreffen vor einer Fachjury, die aus einer Schweizer Produzentin (Judith Lichtneckert, Perron X), einem deutschen Vertreter eines Regionalsenders (Jan Berning, SWR) und einem Vertreter der französischen Plattform Noozy (Marc Bourhis) bestand.
Dieses Branchentreffen bringt jedes Jahr rund 300 Autoren, Regisseure und Produzenten rund um die Koproduktion von Filmen und audiovisuellen Werken zwischen Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Belgien und Luxemburg zusammen. Es fand vom 28. bis 30. Juni 2022 im Theater Maillon in Straßburg statt und bot den Studierenden die Möglichkeit, ihre Projekte vor einer Gruppe von Fachleuten zu präsentieren.